Internationale Casino Anbieter verlassen den deutschen Markt

Die deutschen Länderregierungen bemühen sich, nach jahrelangem Zwist, endlich den Glücksspiel-Markt zu regulieren. Versuche in diese Richtung gab es schon viele. Sämtliche Vorstöße waren bis zum Jahr 2020 regelmäßig am Widerstand eines oder mehrerer Bundesländer gescheitert. Nun scheinen sich die Chefs der 16 Bundesländer auf eine gemeinsame Linie verständigt zu haben. Der so genannte Glücksspielstaatsvertrag ist zwar noch nicht ratifiziert. Die ersten Auswirkungen der neuen Regelungen sind für Anbieter ebenso wie für Spieler aber bereits seit Mitte Oktober 2020 spürbar.

Und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum Einen haben sich die Rahmenbedingungen in den Online Casinos drastisch verändert. Und zum Anderen ziehen eine ganze Reihe von Anbietern in dieser Branche ihre Plattformen für den deutschsprachigen Markt zurück. Internet Spielbanken, die sich für eine Lizenzierung in Deutschland bewerben wollen, müssen bereits jetzt zahlreiche Bedingungen erfüllen. Das führt dazu, dass sich viele Spieler von den besagten Anbietern abwenden und ihr Glück lieber auf internationalen Plattformen suchen. Dort sind die Angebote zumeist unverändert erhältlich.

Die Regeln der neuen deutschen Lizenz

Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, wenn versucht wird, eine legale Grundlage für das seit jeher beliebte Glücksspiel auch in deutschen Landen zu etablieren. Seit in den letzten Jahren, und nochmals verstärkt unter Pandemie-Bedingungen, ein großer Teil davon ins Internet gewandert ist, klaffte hier eine große Lücke in der Gesetzgebung. Ungewöhnlich für die Bundesrepublik, wo doch gern alles überreguliert ist. Hier hat man nun angesetzt, und Lösungen gesucht. Leider scheinen die zukünftigen Spielregeln an ihrem eigentlichen Ziel – dem Schutz der Spieler – vorbeizugehen.

Was der Staatsvertrag unter anderem beinhaltet, sind Einschränkungen, die auf Spieler wenig attraktiv wirken müssen. Alle Spiele, die man mit dem Begriff „Casino“ in Verbindung bringen könnte, wie etwa Roulette, Blackjack oder auch Baccarat, werden gleich ganz verbannt. Auch die Bezeichnung „Casino“ ist in Zukunft nicht mehr gestattet. Erlaubt sind nur noch Slot Machines und Poker unter verschärften Regeln.

Krasse Einschränkungen oder Schutz der Spieler?

Spieler sollen zukünftig in einer zentralen, länderübergreifenden Datei erfasst werden. So wird unter anderem sichergestellt, dass niemand mehr als 1.000 Euro pro Monat auf Nutzerkonten in Online Spielbanken hochlädt. Hier gilt eine Gesamtsumme, selbst wenn mehrere Konten bei unterschiedlichen Anbietern vorhanden sind. Über dieses Zentralregister soll es zudem erleichtert werden, Minderjährige vor Glücksspiel zu schützen.

Auch das Bedienen der Spielautomaten ist nicht mehr, wie es war. Ein einzelner Dreh darf nur noch höchstens einen Euro kosten und zwischen den Spins besteht eine 5-sekündige Zwangspause. Diese und weitere Maßnahmen sind sind Spielern schwer zu erklären. Das wiederum hat zur Folge, dass massenweise Zocker dorthin abwandern, wo sie ohne Beschränkungen ihrem Hobby frönen können. Eine Überraschung kann das keinesfalls sein. Aus anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Schweden, kennt man diesen Effekt. Dort wurde eine ganz ähnliche Regulierung ab Anfang 2019 umgesetzt, die dazu führte, dass die von nun an legalen schwedischen Angebote Umsatzeinbußen in mittleren zweistelligen Prozentzahlen zu verbuchen haben.

Der Markt wird uninteressant für internationale Anbieter

Dasselbe passiert jetzt auch in Deutschland, und zwar sogar schon, bevor der Staatsvertrag voraussichtlich am 1. Juli 2021 offiziell in Kraft tritt. Ein Teil der Online Casino Betreiber hat sich entschieden, der Regulierung zu folgen. Entsprechend befinden sich die vorgegebenen Maßnahmen in der Umsetzung. Große Namen befinden sich unter denen, die sich um eine Lizenzierung in Deutschland bewerben: LeoVegas, betsson und UniBet sind nur einige von ihnen.

Andere Betreiber haben sich entschieden, sich vollständig aus dem deutschen und deutschsprachigen Markt zurückzuziehen. Die Begründung liegt eindeutig bei den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen. Man wolle sich voll auf andere, freiere Märkte konzentrieren, um deren Potential auszuschöpfen, so heißt es von der Seite einiger dieser Unternehmen. Zu denen, die Deutschland in Bezug auf Internet Glücksspiel den Rücken kehren, gehören unter anderem das Dreamz Casino und Highroller.com sowie die L&L Europe Gruppe, zu denen Casino Casino, Fun Casino und Yako Casino gehören.

Alternative Angebote aus dem Ausland

Parallel dazu entwickelt sich der graue Markt prächtig. Eine ganze Reihe von Online Glücksspiel-Anbietern wittert Morgenluft und optimiert seine Plattformen für Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und das ohne jegliche Intention, eine deutsche Lizenz zu beantragen. Es wird statt dessen darauf gebaut, dass viele Spieler, frustriert von den beschlossenen Einschränkungen, nach Alternativen aus dem Ausland suchen. Diese bekommen sie nun angeboten, mit Internet-Auftritten in deutscher Sprache, vollem Spiele-Umfang und ohne Obergrenzen oder Zeitlimits.

Die Maßnahmen der deutschen Bundesländer werden demnach nur einen Teil der Kunden von Glücksspiel-Angeboten im Internet schützen können. Ein nicht zu vernachlässigender Teil, den man in Zahlen zur Zeit schlecht abschätzen kann, sucht nach unbeschränkten Spielmöglichkeiten außerhalb von Deutschland und seiner Regulierung. Damit darf die Frage erlaubt sein, ob der Staatsvertrag in der vorliegenden Form nicht eher das Gegenteil von dem bewirkt, was eigentlich angestrebt ist – der Schutz der Spieler.

Kritik am Entwurf von vielen Seiten

Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Kritik am vorliegenden Entwurf immer lauter wird. Zum einen ziehen selbst Betreiber, die sich für eine Lizenz in Deutschland entschieden haben, die Tragfähigkeit des Glücksspielstaatsvertrages in Zweifel. Der schwedische Konzern LeoVegas hat in seinem Bericht zum 4. Quartal 2020 die Frage aufgeworfen, ob der Betrieb von Glücksspiel-Plattformen unter diesen Bedingungen noch rentabel sein kann. Zudem leide der Spaß am Spiel darunter. Auch auf eine uneinheitliche Umsetzung der jetzt schon geltenden Regeln wird hingewiesen. Es mangele an Klarheit während der Übergangsphase. LeoVegas hatte bereits im letzten Quartal 2020 auf dem deutschen Markt deutliche Einbußen zu verzeichnen, während andere, weniger drastisch regulierte Märkte deutliche Zuwächse einbrachten. Da davon ausgegangen werden kann, dass LeoVegas nicht der einzige Anbieter ist, der diese Erfahrungen macht, steht zu befürchten, dass sich noch weitere Online Casinos aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zurückziehen.

Kritik kommt aber auch noch von einer anderen Seite. Datenschützer äußern sich skeptisch in Hinblick auf die zentrale Erfassung aller Glücksspieler im Internet. Konkret soll es sich um eine Datei handeln, die das parallele Spielen an mehreren Automaten verhindern soll. Eine weitere Datei dient dazu, die monatliche Einzahlungsgrenze zu überwachen. Die unabhängige Konferenz der Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder (DSK) sprach im März 2020 die Empfehlung aus, auf beide Datenerhebungen zu verzichten.

Unsere Meinung

Man darf gespannt sein, was sich in den nunmehr nur noch wenigen Wochen bis zum geplanten Stichtag noch tun wird. Möglicherweise ist das letzte Wort hierzu noch nicht gesprochen. Wie es aktuell scheint, hat man zwar länderübergreifend einen Konsens gefunden. Wichtige Aspekte der Gesamtproblematik wurden allerdings außer Acht gelassen. Es kann kaum der Sinn einer deutschen Lizenz sein, Spieler in die Illegalität zu treiben und seriöse internationale Anbieter von Glücksspiel-Plattformen zu verprellen. Und auch die Bedenken zum Datenschutz sollten sehr ernst genommen werden. Spätestens auf der Ebene der Europäischen Rechtsprechung wird dies andernfalls Probleme aufwerfen.

REDAKTEUR

Julia Wegener

Julia Wegener schriebt als erfahrene Redakteurin und Journalistin über Online Casinos, Slots und Bonus-Angebote. Sie hat immer die besten Promotionen im Blick und weiß auch auch persönlichem Interesse, welche Spielautomaten rocken. Neuerdings hat sie ihr Faible für das Live Casino entdeckt, wo dank echter Croupiers und Mitspieler die richtige Atmosphäre aufkommt.

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